Das Flagstaff House in Hongkong
Das Flagstaff House in Hongkong diente einst als Regierungssitz
Ein tatsächliches und bis heute zu bewunderndes Zeugnis bewegter und ereignisreicher Geschichte ist hingegen das im Jahr 1846 als Hauptquartier für den damaligen Vizegouverneur der Kolonialregierung George Charles D’Aguilar (1784 bis 1855) erbaute Flagstaff House in Hong Kong. Bis 1932 diente das im neoantiken Stil mit rundum verlaufenen Säulen errichtete Haus diesem Zweck. Während der japanischen Invasion 1941 erlitt es schwere Zerstörungen und Bombenschäden, nach der britischen Kapitulation diente es fast vier Jahre lang als Kommandantur der Japaner in der Zeit der Besatzung.
Das Flagstaff House in Hongkong – Von der rein militärischen zur zivilen und kreativen Nutzung in 150 Jahren
Von 1945 bis 1978 erlangte das Flagstaff House seine angestammte Rolle als Residenz des stellvertretenden Oberbefehlshabers in der Kronkolonie zurück. Mit dessen endgültigem Umzug in modernere Räume in der Barker Street und im Rahmen der Rückgabe weiterer großer Kasernenflächen wie denen der nah gelegenen „Victoria Barracks“ wurde es schließlich den Zivilbehörden übergeben. Diese unterstellte es in der Folge im Jahr 1981 dem lokalen Stadtrat, welcher wiederum 1989 das ganze Gebäude zum Denkmal erklärte. Umfangreiche Renovierungen und möglichst weitgehend originalgetreue Restaurierung sicherten seinerzeit die typische äußere Erscheinung des altehrwürdigen Hauses aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Inneren erfolgten einige behutsame Umbauten zwecks besserer Nutzung als Ausstellungsfläche. Diese nutzt bereits seit 1984 das seither viel besuchte Museum für Tee, Geschirr und Zubehör, einer Zweigstelle des „Hong Kong Museum of Art“ in der Salisbury Road. Die teils sehr seltenen und kostbaren Exponate der Einrichtung fügen sich fast schon wie gemalt in die historischen Gemäuer ein. Hier, am Cotton Tree Drive Nr. 10 im stets lebendigen Ortsteil Central im ehemaligen Gründungsgebiet von „Victoria City“ und heutigen Finanz- und Geschäftszentrum von Hongkong, kann man auch an Vorführungen, Lesungen und Zeremonien zur reichhaltigen chinesischen Teekultur teilnehmen.
Hochzeitsgesellschaften schätzen den Treffpunkt im zentralen Hong Kong Park
Durch seine strategisch günstige Lage unweit des Standesamts „Cotton Tree Drive Marriage Registry“ im „Rawlinson House“ sind das Gebäude und das Museum häufiges Ziel von feierlichen Hochzeitsgesellschaften. Diese zelebrieren das freudige Ereignis gerne inmitten des 1991 eröffneten und 8 Hektar großen Hong Kong Park. Dort warten weitere Attraktionen wie der 30 Meter hohe Aussichtsturm, die Voliere „Edward Youde Aviary“ mit über 100 Vogelarten, das „Hong Kong Visual Arts Centre“ in der früheren Offizierssiedlung „Cassels Block“ , das Amphitheater „Olympic Square“ mit 880 Sitzplätzen sowie die Sporteinrichtungen „Hong Kong Park Sports Centre“ und „Hong Kong Squash Centre“ auf Gäste und Besucher. Der bereits mehrfach preisgekrönte Park beherbergt auch das unter Botanikern renommierte Gewächshaus „Forsgate Conservatory“ samt seiner Orchideenausstellung und zahlreiche verschiedene Gartenanlagen wie beispielsweise den sehenswerten Thai-Chi-Garten. Ebenfalls auf dem Gelände, welches gut zu Fuß und per Aufzug über den riesigen Bürokomplex „Pacific Place“ im Ortsteil Admiralty erreicht werden kann, befindet sich eine Lehranstalt im gleichermaßen historischen „Wavell House“ aus dem frühen 20. Jahrhundert.
Alles, was man jemals über Tee, seine Kultur und Zubereitung erfahren kann
Direkt vor der beeindruckenden Fassade des Flagstaff House, welches heute als ältestes erhaltenes Bauwerk britischer Kolonialarchitektur in Hong Kong gilt, posieren frisch gebackene Eheleute auch gerne für ihre Erinnerungs- und Gruppenphotos vor bzw. nach der Trauung. Außer für Gruppen mit 15 bis zu 25 Teilnehmern bietet das „Tea Ware Museum“ auch Führungen für Kindergärten und Klassen aus Primär-, Sekundär-, Sonder- sowie Fachhochschulen und für Seminaristen von Universitäten an. Anerkannte Wohltätigkeits- und Non-Profit-Organisationen haben freien Zutritt. Die Führungen mit ausgebildetem und fachkundigem Personal dauern ca. 45 bis 60 Minuten, auch die regelmäßig wechselnden Einzelausstellungen werden detailliert erklärt. Wegen der großen Nachfrage sollten Besuche mit großen Gruppen möglichst drei Monate vor der Ankunft angekündigt werden. Zu den Dauerausstellungen des Hauses gehören diejenige mit filigranen Keramiken aus der Yuan-, Ming- und Qing-Dynastie zwischen den Jahren 960 und 1911, die traditionsreichen Stein- und Stempelschnitzereien und eine umfangreiche Sammlung von Teeservicen, die bis in die Zeit der Tang-Dynastie (618 bis 907) zurückreicht. Im Rahmen von Sonderausstellungen wird auch die zeitgenössische Keramikkunst in der ersten Etage des Museums präsentiert, bereits seit 1986 wird der Keramik-Tee-Wettbewerb mit jeweils bis zu über 100 Schöpfungen lokaler Künstler, Handwerker und Studenten ausgetragen.
Uralte Sorten, erlesene Genüsse, wertvolle Stücke und zauberhafte Zeremonien
Sogar antike Teesorten wie der berühmte Yixing Tee und die vermutlich weltweit ältesten Teekannen aus dem Wu-Grab (Leihgabe des Nanjing Museum Jiajingnianjian) können dort bewundert werden. Ergänzt werden die anspruchsvoll drapierten Sammlungen durch prachtvolle Töpferarbeiten von in ganz China bekannten Künstlern wie Kangxi, Chen Mingyuan Jiaqing, Yin Chun Wang, Pei Shimin, Gu Jing Zhou, Zhu Kexin und Jiang Rong. Interaktive Lernspiele für alle Altersklassen machen die Geschichte der chinesischen Keramik und Teekultur auch für Laien schnell und anschaulich verständlich und nachvollziehbar. Sehr populär unter den vor Ort gastierenden Freunden des global geachteten Heißgetränks ist auch die kostenlose Teilnahme an den vielen angebotenen Aktivitäten des Museums. So kann man sich etwa im „Lock-Cha Tea Shop“ und im Beas Teehaus durch erfahrene Tee-Meister in die Geheimnisse der jahreszeitlich passenden Zubereitung und in die besonderen Eigenschaften diverser Teesorten einweihen lassen. Auch die regelmäßige „Tea-Party“ an den Wochenenden, bei der man traditionelle Musik hören und verschiedene Arten chinesischen Tees kosten kann, sind außerordentlich beliebt. Das von der benachbarten, in den 1940er Jahren gegründeten Getränkefirma „Vitasoy“ mit finanzierte Museum bietet auch Führungen auf deren Firmengelände an, die jedoch ausschließlich in Kantonesisch erfolgen und telefonisch angemeldet werden müssen.
Ein bestens für weitere Erkundungen der Gegend geeigneter Start- oder Zielpunkt
Gerne wird mit einem Besuch des Museums auch eine Stippvisite der 1995 eröffneten „K. S. Lo Gallery“ im Erdgeschoss des Hauses verknüpft. In den elegant gestalteten Räumen kann man nicht nur weitere Kunstschätze besichtigen, sondern auch erstklassigen Tee sowie typische Spezialitäten wie beispielsweise die köstlichen Dim-Sun-Teigtaschen zu sich nehmen. Das „Tea Ware Museum“ im Flagstaff House ist täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr außer dienstags und an offiziellen Feiertagen geöffnet, an Heiligabend und am chinesischen Silvestertag schließt die Einrichtung bereits um 17.00 Uhr. Die nächstgelegene MTR Station ist diejenige im Ortsteil Admiralty, dort nimmt am besten den Ausgang C1. Parkplätze für die Anreise mit dem Pkw stehen auf dem „Pacific Place“ und an den „Queensway Government Offices“ zur Verfügung. In unmittelbarer Umgebung des Flagstaff House befinden sich auch weitere empfehlenswerte Sehenswürdigkeiten, die man vorher oder im Anschluss aufsuchen kann. So etwa der auch als „Koalabaum“ bekannte Hochhauskomplex „Lippo Centre“, das inzwischen als Hotel genutzte ehemalige Regierungsgebäude „Murray Building“, die architektonisch interessante Haltestelle „Garden Road“ der Linie „Peak Tram“ sowie das 1875 gegründete „St. Joseph’s College“ als älteste katholische Schule in Hong Kong.